Für viele Eltern ist es ein ganz besonderer Moment, wenn ihr Baby das erste Mal etwas anderes als Milch bekommt. Gleichzeitig tauchen aber auch viele Fragen auf: Wann ist der richtige Zeitpunkt? Was soll ich anbieten? Und wie viel braucht mein Baby überhaupt?
Keine Sorge – wir schauen uns das alles Schritt für Schritt an.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für Beikost?
Die meisten Babys sind zwischen dem vollendeten vierten und sechsten Lebensmonat bereit, erste Erfahrungen mit fester Nahrung zu machen. Viel entscheidender als das Alter sind jedoch die sogenannten Reifezeichen. Dein Baby sollte mit Unterstützung aufrecht sitzen können, den Kopf selbstständig halten und der Zungenstoßreflex – also das automatische Herausschieben von Essen mit der Zunge – sollte deutlich abgeschwächt sein. Erst wenn diese Zeichen gegeben sind, ist dein Baby wirklich bereit, Beikost kennenzulernen.
Und bitte: Vergleiche dein Kind nicht mit anderen. Jedes Baby entwickelt sich in seinem ganz eigenen Tempo. Es ist völlig normal, wenn dein Kind ein paar Wochen früher oder später bereit ist. Vertrau auf dein Bauchgefühl und beobachte dein Baby – ihr findet gemeinsam den richtigen Moment.
Brei oder Fingerfood – oder beides?
Es gibt viele Wege, wie du mit der Beikost starten kannst – und keinen, der für alle gleich gut passt. Manche Familien entscheiden sich für den klassischen Weg mit Brei, andere für das Baby-led Weaning (kurz: BLW), bei dem das Baby von Anfang an selbstständig mit den Händen isst. Und viele finden sich irgendwo dazwischen wieder und kombinieren beides ganz flexibel – je nachdem, was gerade besser passt.
Was wirklich zählt, ist, dass ihr euch dabei wohlfühlt. Die Milch (Muttermilch oder Formula) bleibt im gesamten ersten Lebensjahr die Hauptnahrungsquelle. Das heißt: Am Anfang darf Beikost vor allem Spaß machen, zum Entdecken einladen – ohne Druck, ohne Erwartungen.
Eine sichere Umgebung ist dabei besonders wichtig. Dein Baby sollte immer aufrecht sitzen – entweder im Hochstuhl oder stabil auf deinem Schoß. Halb liegende Positionen, etwa in der Babyschale oder Babywippe, eignen sich nicht zum Essen. Und auch wenn es selbstverständlich klingt: Lass dein Baby beim Essen nie unbeaufsichtigt. Ohne Ablenkung, also ohne Spielzeug oder Bildschirme, kann es sich ganz auf das neue Erlebnis konzentrieren – und das gemeinsame Essen wird zu einer wertvollen Familienzeit.
Wie beginne ich am besten?
Es gibt hier kein „richtig“ oder „falsch“. Du darfst ganz frei wählen, welcher Weg am besten zu dir, deinem Baby und eurem Alltag passt.
Wenn du mit Brei starten möchtest, eignet sich ein einfacher Gemüsebrei besonders gut – zum Beispiel aus Pastinake, Kürbis oder Karotte. Ob du mittags, morgens oder abends beginnst, ist dabei gar nicht so wichtig. Viel entscheidender ist, dass dein Baby wach, entspannt und nicht zu hungrig ist. Gerade in den ersten Tagen und Wochen kannst du vorher stillen oder eine Flasche geben – so ist dein Baby nicht frustriert und kann neugierig auf das neue Essen reagieren.
Starte mit einem oder zwei kleinen Löffelchen und steigere die Menge langsam. Es ist wunderbar, wenn du deinem Baby auch selbst den Löffel anbietest – es darf ruhig ausprobieren, wie das geht. Ja, das wird matschig. Und ja, es wird eine kleine Sauerei. Aber genau das ist gut! Denn dabei wird die Motorik gefördert, dein Baby sammelt neue Sinneseindrücke und erlebt Selbstwirksamkeit – also das Gefühl: Ich kann das selbst!
Beim Baby-led Weaning bekommt dein Baby von Anfang an weiche, gut greifbare Lebensmittel, etwa gedämpfte Gemüsesticks, weiches Obst oder gegarte Kartoffelstücke. Es isst mit den Händen, in seinem Tempo, nach seinem Hunger. Auch hier gilt: Vieles wird am Anfang daneben gehen. Und das ist völlig okay. Denn im Vordergrund stehen nicht volle Bäuchlein, sondern das Entdecken, Schmecken, Fühlen und Erleben. Die Milch bleibt weiterhin die wichtigste Nahrungsquelle – du darfst also ganz entspannt bleiben.
Viele Familien entscheiden sich auch für den Mittelweg: Mal gibt es Brei, mal Fingerfood – ganz nach Tagesform, Lust und Laune. Und das ist völlig in Ordnung.
Was du bei der Beikost vermeiden solltest
Auch wenn vieles erlaubt ist, gibt es ein paar wichtige Dinge, auf die du achten solltest: Zucker hat in der Beikost nichts verloren. Salz nur in sehr kleinen Mengen – ein Stück Brot mit etwas Salz ist kein Drama, aber beim Kochen solltest du auf zusätzliches Salzen verzichten. Honig ist im ersten Lebensjahr tabu, da er Bakterien enthalten kann, die für Babys gefährlich werden (Stichwort: Botulismus).
Achte außerdem auf mögliche Verschluckungsgefahren: Ganze Nüsse, rohe Karotten, harte Beeren oder ganze Trauben sind zu Beginn ungeeignet. Alles, was klein, rund, hart oder glatt ist, kann leicht in die Luftröhre rutschen. Auch rohes Fleisch, roher Fisch und rohe Eier sollten im ersten Jahr vermieden werden.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Studien zeigen, dass ein früher, kontrollierter Kontakt mit möglichen Allergenen – wie z. B. Ei, Gluten oder Erdnuss – Allergien nicht fördert, sondern sogar vorbeugen kann. Voraussetzung ist, dass dein Baby gesund ist und keine bekannten Allergierisiken bestehen. Im Zweifel sprich vorher mit eurer Kinderärztin oder eurem Kinderarzt.
Vertrauen und Gelassenheit: Das Wichtigste beim Beikoststart
Es wird gute und schlechte Tage geben. Tage, an denen dein Baby begeistert mitisst – und Tage, an denen gar nichts geht. Das ist völlig normal. Bitte mach dir keinen Druck. Dein Baby spürt deinen Stress. Wenn es satt ist oder nicht mehr möchte, hör auf. Zwingen oder „noch ein Löffelchen“ hilft niemandem – im Gegenteil: Es kann das natürliche Hungergefühl deines Kindes stören.
Vertrau darauf: Dein Baby weiß, was es braucht. Gib euch Zeit. Der Beikoststart ist kein Wettlauf, sondern ein gemeinsames Abenteuer. Ziel ist nicht ein leerer Teller, sondern eine liebevolle, entspannte Mahlzeitensituation – mit Genuss, Neugier und Verbindung.
Hol dir Unterstützung
Du musst das alles nicht allein machen. Viele Hebammen bieten Beikost-Workshops an – oft werden diese sogar von der Krankenkasse übernommen. Auch der Austausch mit anderen Eltern kann unglaublich entlastend sein. Manchmal hilft es einfach zu hören: „Bei uns war das auch so.“
Und wenn du Lust hast, dich noch tiefer ins Thema einzuarbeiten, möchte ich dir meinen persönlichen All-time-Favorite empfehlen:
👉 @solidstarts auf Instagram
👉 www.solidstarts.com
Dort findest du tolle Infos, anschauliche Bilder, Videos und fundiertes Wissen rund um Baby-led Weaning und Beikost allgemein.
Alles Liebe wünscht Dir,
Deine Hebamme Ana 💛