Der Entbindungstermin: Mythen, Berechnungen und Realitäten

Der Entbindungstermin: Mythen, Berechnungen und Realitäten

Nach einem positiven Schwangerschaftstest ist die erste und wichtigste Frage der werdenden Eltern meist: Wann kommt mein Baby zur Welt? Wann ist der Entbindungstermin (ET)? Wir lieben es, alles zu planen, unsere Termine in den Kalender einzutragen und alles genau abzustimmen. Doch eines können wir nicht planen und nicht beeinflussen: wann unser Baby geboren wird. Für viele ist das eine echte Umstellung und eine große Geduldsprobe.

Der unsichere Entbindungstermin

Eins ist sicher: der ET ist nicht sicher. Wann dein Baby geboren wird, ist trotz errechnetem Termin nicht ganz klar. Die Natur, unser Körper und unser Baby kennen keine Terminkalender und wissen eben nicht, wann der ET ist. Die Geburt geht dann los, wenn dein Körper und dein Baby bereit sind. In der Medizin ist es noch nicht ganz klar, was der Auslöser für eine Geburt ist. Ist es das Baby oder die Mutter? Wahrscheinlich eher beides als Zusammenspiel.

Methoden zur Berechnung des ET

Es gibt verschiedene Methoden, um den ET zu berechnen:

  1. Die Naegele-Regel:
    Hebammen berechnen den Termin meistens mit der sogenannten Naegele-Regel, eine altbewährte Methode. Dabei wird der Geburtstermin nach dem ersten Tag der letzten Regelblutung berechnet: erster Tag der letzten Regelblutung + 7 Tage – 3 Monate + 1 Jahr = ET. Bei einem Zyklus, der kürzer oder länger als 28 Tage ist, müssen die Tage addiert oder subtrahiert werden.

  2. Berechnung nach dem Eisprung:
    Frauen, die ihren Tag des Eisprungs kennen (z.B. durch einen Ovulationstest), können den Termin daran berechnen. Im Durchschnitt rechnet man von der Befruchtung der Eizelle bis zur Geburt des Babys mit 266 Tagen.

  3. Bestimmung per Ultraschall:
    Beim Frauenarzt wird der Termin meist anhand des Ultraschalls bestimmt, meistens beim ersten Ultraschall in der Schwangerschaft, ca. zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche. Beim transvaginalen Ultraschall wird die Scheitel-Steiß-Länge des Embryos gemessen und der Geburtstermin automatisch berechnet.

Der Geburtszeitraum statt eines festen Termins

Egal welche Methode angewendet wird, um den Geburtstermin zu berechnen, es ist eher ungenau. Nur ca. 4 % der Babys werden tatsächlich am ET geboren. Fachleute appellieren deswegen, dass man eigentlich von einem Geburtszeitraum sprechen sollte. Babys werden irgendwann in den 3 Wochen vor ET und 2 Wochen nach ET geboren. Ab der 37+0 SSW bis zur 42+0 SSW, also in einem Zeitraum von 5 Wochen, ist alles normal.

Wenn wir von Anfang an von einem Geburtszeitraum anstatt von einem festen ET reden würden, wäre vieles entspannter. Einige Hebammen tragen deswegen im Mutterpass unter dem Feld, wo der ET eingetragen wird, den Geburtszeitraum ein. Dies macht deutlich, dass es eine (lange) Zeitspanne gibt, in der die Geburt losgehen kann, und nicht nur einen Tag.

Der "erratene" Termin

Einige Hebammenkollegen nennen den ET auch den „erratenen Termin“ anstelle von „errechneter Termin“, um zu verdeutlichen, wie ungenau dieser wirklich ist. Der ET ist also eher eine Orientierungshilfe, aber man sollte sich nicht auf diesen einen Tag festlegen, sondern lieber mit dem ganzen Geburtszeitraum rechnen und planen.

Warum den ET berechnen?

Es ist hilfreich, den ET zu berechnen, um organisatorische und bürokratische Dinge zu regeln. Für viele Anträge (Elterngeld, Kindergeld, Krankenkasse, Arbeitgeber) muss der ET angegeben werden. Zudem hilft er, zu wissen, in welcher Schwangerschaftswoche man sich befindet und wann welche Untersuchungen gemacht werden sollen. Er gibt den Eltern einen Anhaltspunkt, aber es würde viel Druck genommen werden, wenn man von einem Zeitraum und nicht von einem festen Datum sprechen würde.

Tipps zur Reduktion des Stresses

Hebammen raten Schwangeren oft, den ET nicht allen Freunden und Bekannten anzugeben, sondern eher eine grobe Angabe oder den ET um zwei Wochen nach hinten zu verschieben. Das kann Stress und häufiges Nachfragen ersparen. Leider ist es immer noch so, dass viele täglich eine Nachrichtenflut erhalten, sobald der ET überschritten ist.

Kontrollen nach dem ET

Auch wenn es normal ist, dass jede Schwangerschaft individuell lange dauert, wird ab ET empfohlen, regelmäßiger zur Kontrolle zu gehen. Ab ET sollte alle 2-3 Tage, je nach Befund, engmaschiger kontrolliert werden. Bei den Kontrollen werden die Herztöne des Babys mit einem CTG überwacht, die Fruchtwassermenge und die Durchblutung der Plazenta per Ultraschall gecheckt. Ob eine Geburtseinleitung nach dem ET sinnvoll ist, muss immer individuell besprochen werden.

Eine Leitlinie für das Vorgehen ab dem ET gibt es auch: Die AWMF Leitlinie S1-Leitlinie: Vorgehen bei Terminüberschreitung und Übertragung. Grob zusammengefasst sagt sie: ab SSW 41+0 soll eine Geburtseinleitung angeboten werden, ab SSW 41+3 wird sie empfohlen und ab SSW 42+0 dringend empfohlen.

Fazit

Der ET ist eher eine Orientierungshilfe und keine feste Größe. Ein Geburtszeitraum ist realistischer und kann helfen, den Stress und Druck zu reduzieren. Jeder Tag in diesem Zeitraum ist normal und zeigt, dass die Natur ihren eigenen Plan hat. Eltern sollten sich auf einen Zeitraum einstellen und sich nicht zu sehr auf einen bestimmten Tag fixieren.

Ich wünsche Euch eine wunderbare Schwangerschaft,

Eure baybies-Hebamme Ana

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